Große Bauprojekte in Leipzig: Was 2024 entstehen wird und was nicht
Steigende Kosten und lange Genehmigungsverfahren behindern den Wohnungsbau in Leipzig. 2024 dürfte besonders schwierig werden. Dennoch gibt es Lichtblicke, sogar große Bauprojekte für neue Eigentumswohnungen oder sozial geförderte Unterkünfte. Die Vorhaben im Überblick.
2024 wird sicher kein leichtes Jahr für den Wohnungsbau in Leipzig. Die Rahmenbedingungen aus hohen Kosten und vielen Auflagen sind so schlecht, dass Investoren zögern, neue Projekte anzufangen. Sofern es sich nicht um Sozialwohnungen handelt, die von Bund und Land gefördert werden, müssten bald zwischen 12 und 17 Euro Kaltmiete pro Quadratmeter verlangt werden, um keine Verluste zu machen. Doch wie viele Haushalte können solche Mieten bezahlen?
Die gute Nachricht: Aktuell laufen noch zahlreiche Baustellen im Stadtgebiet, bei denen zum Teil auch günstigere Wohnungen entstehen. Zum Beispiel will die Quarterback Immobilien AG im kommenden Jahr 258 Wohnungen und zehn Gewerbeeinheiten in ihrer Heimatstadt Leipzig fertigstellen, so Sprecherin Anne-Katrin Köhler. Die Standorte seien quer übers Stadtgebiet verteilt: am Müllerring in Lindenau, in der Mockauer Straße, Karl-Heine-Straße, Wilhelminenstraße in Eutritzsch und in der Kochstraße (wo Quarterback erstmals ein Holzhybrid-Haus errichtet).
Quarterback setzt Krystallpalast und Kreuzstraßenviertel for
Außerdem hat das Unternehmen mit dem „Lene-Voigt-Carré“ gerade ein Großprojekt an der Göschenstraße abgeschlossen – die 206 Wohnungen und zwölf Gewerbeeinheiten in Reudnitz werden nun vermietet. Quarterback gehört längst zu den größten Bauprojektentwicklern bundesweit. Zaubern kann die Zentrale in der Käthe-Kollwitz-Straße aber auch nicht. Die hiesigen Großbaustellen wie das Krystallpalast-Areal oder das Kreuzstraßenviertel laufen selbstverständlich weiter, betont die Sprecherin. Ob 2024 aber auch neue Vorhaben in Leipzig gestartet werden, dazu möchte sich das Unternehmen derzeit nicht festlegen. Nicht anders halten es die meisten großen Player der Branche.
Instone verschiebt Vorhaben an Semmelweisstraße
Zum Beispiel versichert die Instone Real Estate, die Arbeiten am Projekt „Parkstadt Leipzig“ liefen 2024 mit viel Elan weiter. Von den künftig 600 Wohnungen an der Chemnitzer Straße ist nun etwa die Hälfte geschafft – meist Eigentumswohnungen, die im Neubau für etwa 5000 Euro, im frisch sanierten Altbau für 5800 Euro pro Quadratmeter zum Kauf angeboten werden. Andere Vorhaben in Leipzig – wie ein neues Hochhaus-Ensemble an der Semmelweisstraße (wo 2022 ein Rechenzentrum abgerissen worden war) – hat der Entwickler aus Essen erstmal verschoben. „Der Baustart des Projekts Semmelweisstraße wird noch nicht im Jahr 2024 erfolgen“, so Sprecherin Franziska Jenkel. Gleiches gelte für ein Vorhaben mit mehr als 300 Wohnungen an der Rosa-Luxemburg-Straße.
Von den zehn größten Wohnungsbau-Vorhaben in Leipzig wird 2024 nach aller Voraussicht nur ein einziges mit dem Hausbau beginnen können. Dabei handelt es sich um die frühere Sternburg-Brauerei in Lützschena. 33 Jahre nach dem Ende der Bierproduktion soll die fünf Hektar große Brache nun endlich saniert und um Neubauten ergänzt werden.
539 Wohnungen und elf Gewerbeeinheiten bekommt allein der Teil des Areals, der zum Leipziger Projektentwickler Hildebrand & Partner gehört. „Wir sind trotz der aktuell schwierigen Bedingungen unser Branche in der Lage, dieses Projekt zu realisieren“, sagt Geschäftsführer Steffen Hildebrand. Vor Ort entstünden überwiegend Eigentumswohnungen. Das Projekt umfasse außerdem etwa 110 geförderte Sozialwohnungen sowie noch Einrichtungen für die ganze Ortschaft wie eine Kita.
Neue Hürden für den Eutritzscher Freiladebahnhof
Bei anderen Großvorhaben liegt die Startlinie zumindest für 2024 noch im Nebel. So erläutert Holger Tschense, Bevollmächtigter der Entwicklungsgesellschaft zum Eutritzscher Freiladebahnhof, dass es für dieses Projekt mit 2600 Wohnungen „bis heute nur eine angekündigte Genehmigung für die Tiefbau- und Erschließungsmaßnahmen“ gebe. „Seit Anfang September verhandeln wir immer neue Forderungen der städtischen Ämter für die Erschließungsmaßnahmen. Die Genehmigung soll erst im Februar 2024 erfolgen – hoffentlich.“
Obendrein sei noch ein Nachtrag zum städtebaulichen Vertrag vorgesehen, der dem Stadtrat von der Verwaltung im Rathaus bis spätestens Mitte nächsten Jahres vorgelegt werden solle. „Wir gehen aber davon aus, im Jahr 2024 mit den Erschließungsarbeiten beginnen zu können. Wir sind sehr froh über das bisher mit der Stadt Erreichte“, betont Tschense. „Daneben sind die Rahmenbedingungen für die Immobilienwirtschaft natürlich nach wie vor nicht gut. Deshalb führen wir derzeit eine Reihe von Gesprächen, um Partner zu finden. Weil die Erschließungsarbeiten natürlich die Voraussetzung für den Hochbau bilden, wird der Hochbau frühestens 2025 beginnen können.“
Während für den Eutritzscher Freiladebahnhof 2023 ein Bebauungsplan beschlossen wurde, dürfte das für andere Großprojekte noch in weiter Ferne liegen. So will die Verwaltung den Plan für Heiterblick-Süd mit 2000 Wohnungen erst 2028 vorlegen. Keine genaueren Daten sind für das frühere Werk Motor an der Glesiener Straße, das freie Feld östlich der Bremer Straße oder ein neues Quartier rings um die Emil-Teich-Straße in Knauthain bekannt. Für andere Vorhaben wie das Wohnen am Klucksgraben, das Wohngebiet Lange Trift in Lindenau, eine neue Ortsmitte für Engelsdorf oder das frühere Texafol-Gelände am Karl-Heine-Kanal hat sich das Grüne Licht seitens der Verwaltung immer wieder verzögert.
Buwog: 259 Eigentumswohnungen in City-Nähe
Außer der Sternburg-Brauerei gilt ein rechtskräftiger Bebauungsplan für das Löwitz-Quartier westlich vom Hauptbahnhof. Dort sind 510 neue Wohnungen zulässig (davon 30 Prozent sozial gefördert). Bisher haben sich die Investoren aus Hamburg aber nur zu den dort geplanten Gewerbebauten und einem Gymnasium geäußert, das im Sommer 2024 übergeben werden soll.
Der Leipziger Projektentwickler WEP hofft noch, bis Ende 2024 das Baurecht für ein modernes Quartier mit mehr als 430 Wohnungen an der Kolmstraße in Stötteritz zu erlangen. Ursprünglich sollte der Bebauungsplan für diese Gewerbebrache schon 2020 beschlossen werden. Die Vonovia-Tochter Buwog ringt seit Jahren um Baurecht für 1300 Wohnungen auf dem Areal Bayerischer Bahnhof. Die Planung dafür hatte schon 2012 begonnen. Nach dem letzten Stand der Dinge könnte der Stadtrat Ende 2024 den Bebauungsplan beschließen. Dann würde wahrscheinlich 2025 mit den Erschließungsarbeiten für das neue Quartier in der Südvorstadt begonnen.
Einstweilen tröstet sich Buwog mit anderen Adressen. An der Atrium- und Lutherstraße in Neustadt-Neuschönefeld (wo sich zuvor ein Auto-Parkplatz befand) drehen sich nun Kräne für einen ringförmigen Neubau mit Tiefgarage und 259 Eigentumswohnungen auf sieben Etagen. Hinzu kommen kleine Gewerbeeinheiten und ein Nahversorger im Erdgeschoss, so Sprecher Michael Divé. „Die Kaufpreise liegen bei durchschnittlich rund 5500 Euro pro Quadratmeter.“ Barrierefreiheit, Loggia, Einbauküche in den kleineren Einheiten – das Haus biete viele Facetten. Ende 2024 soll der Rohbau stehen, Ende 2025 oder Anfang 2026 können erste Einzüge erfolgen.
LWB baut neu an Johannisallee und in Probstheida
Obwohl die kommunale Wohnungsgesellschaft LWB keine Eigentumswohnungen plant, will sie 2024 die Rekordsumme von 181 Millionen Euro investieren. Laut Sprecherin Samira Sachse fließt der größere Teil davon in die weitere Sanierung älterer Häuser – wie in Thonberg, Sellerhausen, Volkmarsdorf, Paunsdorf und Grünau. Beim Neubau von Mietwohnungen liefen die Projekte in der Gauß-, Shakespeare-, Robert-Schumann-, Samuel-Lampel- und Mockauer Straße weiter. Etliche Sozialwohnungen sollen darüber hinaus bei zwei weiteren Vorhaben geschaffen werden, die im neuen Jahr starten: nämlich der Bau von 202 Wohnungen (darunter 104 gefördert) an der Johannisallee/Ecke Straße des 18. Oktober sowie 105 Wohnungen (75 gefördert) in der Wunderlichstraße in Probstheida.
Zu den vielen Bauvorhaben der Leipziger Wohnungsgenossenschaften zählen beispielsweise 26 Sozialwohnungen, welche die VLW im Chausseehaus und einem weitere Gebäude am Eingang der Delitzscher Straße schaffen will. „Voraussichtlich im September starten die Arbeiten in unserer letzten denkmalgeschützten Wohnanlage, die noch nicht saniert werden konnte – nämlich in der Arthur-Hausmann-Straße 9a-15 in Eutritzsch“, so Sprecher Christian Glöckner.
Überstrahlt werde freilich alles durch das Finale der Sanierung vom Kleisthof am Arthur-Bretschneider-Park. „54 der in Zukunft 130 Wohnungen sind bereits vermietet – für durchschnittlich 11,50 Euro kalt pro Quadratmeter.“ Sofern der Winter die Arbeiten nicht allzu stark behindert, sollen von Juni bis November die übrigen Vermietungsabschnitte fertig werden, erläutert Glöckner. Die neue Tiefgarage im Hof sei schon seit sechs Monaten in Betrieb.